Olee OleOle Oleee, OOlee, OOleeheehee. Wir sind das fünftschnellste Boot in Europa!!! Judihuiiii!!
Aber zuerst mal ganz von vorne…
Um uns perfekt auf die EM vorbereiten zu können, reisten Maurus Pfalzgraf, mein Steuermann und K2 Partner, und ich am 5. Juni in Begleitung unseres Trainers Andreas Schori nach Bohinj, einem idyllischen Bergdorf in Slowenien. Dieses Dorf befindet sich direkt an einem kleinen See, der wie geschaffen ist fürs Regattatraining. Zusammen mit dem slowenischen Team durften wir nun während zwei Wochen mit unseren Booten das spiegelglatte Wasser spalten und unsere Runden drehen. Der Fokus lag dabei einerseits darauf, körperlich fit zu werden und andererseits, im Zweier zu harmonieren und die letzten Dissonanzen auszumerzen. Dies gelang uns je länger je besser, so dass wir beim Abschlusstest über 1000m eine neue persönliche Bestzeit herausfahren konnten, obwohl wir schon ziemlich ermüdet waren vom Training der vergangenen Wochen. Fünf Tage vor Wettkampfbeginn war aber nochmals Zeit zum Relaxen, bevor dann direkt vor dem Wettkampf die nun lockeren Muskeln wieder mit ein paar Sprints angeregt wurden. So verschafften wir uns bei einer kleinen SUP Tour, einem Sprung in den See oder beim Kartenspiel die nötige Entspannung und Abwechslung. Doch damit mussten wir uns auch schon wieder von unserer gemütlichen Unterkunft und dem Wundersee verabschieden, denn am 19. Juni fuhren wir nach Belgrad, wo es dann schon langsam ernst galt. Dort stiessen wir nun auch auf den Rest des Schweizer Teams, der sich in Rapperswil auf die EM vorbereitet hatte. Bei der Eröffnungsfeier am Mittwochabend wurde der Beginn der EM eingeläutet und wir erwarteten gespannt die Wettkämpfe…
Gestartet wurde der Wettkampftag jeweils mit einer eindrücklichen Busfahrt vom Hotel zur Regattastrecke mitten durch Belgrad. Wenn man so durch die Strassen Belgards fuhr wusste man: Jetzt kann man nicht mehr zurück, aber auch: Jetzt geht’s richtig los! Ein spezielles Gefühl, das durch Aufregung, Vorfreude und einer Prise Nervosität bestimmt wurde. Am Donnerstag starteten die ersten Wettkämpfe und wir starteten mit. So legten wir die 1000m im Vorlauf mit einem guten Gefühl zurück und konnten uns ohne grössere Probleme für den Halbfinal qualifizieren. Nach dieser geglückten Fahrt beruhigten sich die angespannten Nerven und eine gewisse Lockerheit zog ein. Brisanter wurde das ganze Geschehen am Nachmittag beim Vorlauf über 500m. Weil 500m nicht unsere Lieblingsdistanz ist, rechneten wir mit einem Platz zwischen 4-7 im Vorlauf, was aber immer noch für den Halbfinal reichen würde. Bei dieser Qualifikationsform qualifiziert sich das erste Boot direkt für den Final und die Boote 2-7 für das Semi. Anyway, wir erwischten einen guten Start und waren von Anfang an vorne dabei. Etwa auf gleicher Höhe mit einem italienischen Boot überquerten wir die Ziellinie. Erst nach der Begutachtung des Photofinishs war klar, dass die Italiener vier Hundertstel schneller waren und uns damit auf den Umweg über das Semi schickten. Trotzdem waren wir extrem zufrieden mit dem Rennen und hofften, dass das Glück nächstes Mal auf unserer Seite steht.
Kaum zu glauben, aber so war es denn auch am Freitag. Die Halbfinals standen auf dem Programm. Über 1000m mussten wir einer starken Konkurrenz paroli bieten und eine A-Finalteilnahme wurde zu einer grossen Herausforderung. Da nur die ersten drei Boote in den Endlauf kommen, musste jeder unserer Schläge passen und es durfte kein Häuchlein Energie nach dem Rennen unverbraucht bleiben. Dies gelang uns soweit gut, nur überquerten wir auf dem dritten Platz die Ziellinie wieder genau auf gleicher Höhe wie ein anderes Boot. Lange mussten wir zittern bis die frohe Nachricht uns erreichte: Wir qualifizierten uns für das A-Finale. Mit nur sieben Hundertstel Vorsprung auf Platz 4 hat unser Glück die Rechnung vom Vortag definitiv beglichen. Beim 500m Halbfinale blieb uns dann aber der Zutritt zum Endlauf verwehrt und wir mussten uns mit dem B-Finale begnügen.
Am Freitag war für den Grossteil unseres Teams die EM auch schon wieder Geschichte. Die Schweizer Frauen K2 wurden ein wenig vom Pech verfolgt und verpassten die Finalläufe jeweils äusserst knapp. Auch der K4 konnte sich nicht weiter qualifizieren und so hatten diese Boote ihre EM-Endstation erreicht.
Samstag ist Finaltag! Für Maurus und mich ein grosser Tag! Seit langem hatte kein Schweizer Junioren K2 mehr ein EM A-Finale erreicht und wir wollten noch einen drauf setzen. Das Aufwärmen lief optimal. Obwohl die Belastung vom Vortag zu spüren war, fühlten wir uns fit. Am Start konnte ich das Verschwinden des Startschuhs kaum mehr erwarten und als es dann soweit war, gab ich alles. Wir schossen los und waren zwischenzeitlich sogar auf Rang 3, wurden dann aber im Endspurt noch abgehängt und erreichten den phänomenalen 5. Rang. Ein riesen Erfolg für uns!
Die Ziele, die wir uns gesetzt haben, übertrafen wir deutlich und konnten uns gegen viele Topnationen durchsetzen.
Nun blieb nur noch das B-Finale am Sonntag, wo wir nichts mehr zu verlieren hatten. Mit einem Wunderstart flitzten wir los und hängten zu unserem Erstaunen schon auf den ersten 100m alle anderen Boote ab und führten unser Rennen souverän ins Ziel. Mit dem 1. Platz im B-Finale war das Tüpfchen auf dem i gesetzt und die Sahne auf den Keks gesprüht, alles war perfekt. Zur Feier des Tages frühstückten Maurus und ich noch ein zweites Mal und probierten uns am Nachmittag nach dem Rennen noch im Wasserskifahren, was äusserst Spass machte. Abgerundet wurde dann der Tag mit der Abschlussparty, die wir uns sicherlich verdient hatten.
Wenn ich mich jetzt daran zurückerinnere, war die ganze EM und auch die Vorbereitung ein wahnsinnig tolles Erlebnis mit vielen neuen Eindrücken und glücklichen Momenten. Was mich aber am meisten beeindruckt hat, ist zu sehen, wie viele kanufahrende Länder Europa hat (38), dass man sich vor jedem Start ausweisen musste, damit nicht jemand anders für einen fährt, und wie manchmal Zentimeter über den Ausgang eines Rennens entscheiden, unglaublich.
Es gibt viele denen ich nun danke sagen möchte (dazu gehörst auch du, der den ganzen Beitrag bis hierhin gelesen hast) aber ich mache das jetzt ganz allgemein und für alle: DANKE FÜR ALLES!!!